Sie haben 18 Jahre lang die Sendung «Happy Day» moderiert. Was ist eins Ihrer Highlights aus dieser Zeit?
Adoptionsgeschichten waren immer sehr emotional. Da geht es um Fragen der Identität und der Herkunft der Menschen. Zudem waren wir mit den Betroffenen meist mehrere Tage unterwegs. Das kommt man sich näher und fühlt mit.
Für diejenigen, die mit der Show (noch) nicht vertraut sind: Können Sie erklären, was sich hinter «Happy Day» verbirgt?
Es ist eine Sendung, in welcher Menschen Glücksmomente erleben dürfen: weil Herzenswünsche in Erfüllung gehen, weil Menschen Dankbarkeit zeigen oder weil Freunde oder Familienmitglieder zusammenfinden, die lange getrennt waren.
Wie wird jeweils entschieden, welche Wünsche erfüllt werden?
Wir fragen uns immer, ob das Publikum den Beschenkten das grosse Glück wohl gönnen mag. Denn es reicht nicht, nur eine Person glücklich zu machen. Auch das Publikum musss am Ende happy sein.
Sie haben viele Menschen überrascht und ihnen grosse Freude bereitet. Wurden Sie selbst schon mal so richtig überrascht?
Ja, zum Beispiel im grossen Stil in meiner letzten Sendung. Mein Team hat mir gegenüber viel Wertschätzung gezeigt. Das hat mich sehr gerührt.
Wie hat die Sendung Sie sich auf Ihr persönliches Leben ausgewirkt?
Ich glaube, ich bin dem Leben gegenüber ein bisschen demütiger geworden. Dankbarer dafür, dass ich gesund bin und es mir und meinen Liebsten gut geht. Und weniger gestresst wegen kleinen Ungereimtheiten im Alltag.
In Ihrem Buch «Backstage» nehmen Sie die Lesenden mit hinter die Kulissen von «Happy Day». Was hat Sie dazu bewegt, das Buch zu schreiben?
Ich wollte einerseits eine Chronik der letzten 18 Jahre Happy Day zusammenstellen und anderseits einige Geschichten, die hinter den Kulissen liefen, mit dem Publikum teilen.
Was war die grösste Herausforderung beim Erschaffen dieses Buchs?
Ich habe schon mehrere Bücher geschrieben und erlebe immer wieder dieselbe Herausforderung: Ich musste das, was passiert ist, so verdichten und schriftlich aufbereiten, dass es Spass macht, es zu lesen. Und vor allem musste ich einiges Unnötiges weglassen.
Sie waren mehr als 40 Jahre lang als Moderator verschiedener Radio- und TV-Sendungen tätig. Was war rückblickend der prägendste Moment Ihrer Karriere?
Die letzten 18 Jahre Happy Day waren sicher prägend. Und vorher die grossen Live-Reportagen, wo ich mich über Stunden in Situationen behaupten musste, die vorher nicht oder nur rudimentär geprobt werden konnten. Und natürlich Quer: 220 Sendungen in 6 Jahren, das war ein sehr dichtes Programm für mich und meine Redaktion.
Wie hat sich das Schweizer Fernsehen über die Jahre verändert?
Als ich angefangen habe, gab es in der Deutschschweiz zwei TV-Kanäle und drei Radioprogramme. Die Sendungen musste man anschauen, wenn sie ausgestrahlt wurden, ausser man zeichnete sie auf klobige VHS-Kassetten auf. Heute spricht man von «Formaten», sie werden im linearen Programm ausgestrahlt oder man kann sie sich jederzeit online holen. Die Plattformen haben sich vervielfacht, bis hin zu den sozialen Medien. Und die Technik, mit bewegten Bildern eine Geschichte zu erzählen, ist viel einfacher und billiger geworden. Jeder und jede kann heute Filme herstellen und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Gleichzeitig ist aber die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Menschen viel grösser geworden.
Anfang April haben Sie Ihre letzte «Happy Day»-Sendung moderiert. Wie haben Sie den Abschied erlebt?
Der Abschied war äusserst emotional und voller Überraschungen. Es war mein persönlicher grosser «Happy Day». Vielen Dank dafür meinem Team und allen, die daran gearbeitet haben!
Fällt Ihnen das Loslassen schwer? Falls ja, was hilft Ihnen dabei?
Loslassen kann man üben. Ich habe schon frühere Jobs aus freien Stücken gekündigt, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Das tut gut und öffnet überraschend neue Türen.
Was würden Sie angehenden Moderator*innen heute mit auf den Weg geben?
Wenn du eine Leidenschaft für den Beruf hast, dann folge dieser Leidenschaft. Es gibt kein schöneres Gefühl, als beruflich das zu machen, was einem Spass macht. Die Chance ist gross, dass man es gut macht und immer besser darin wird.
Welches Buch sollte jede Person gelesen haben?
Das ist individuell verschieden. Für die einen ist es die Bibel, für die anderen ein bestimmtes Kochbuch. Für mich sind es immer wieder Bücher über Bob Dylan. Davon gibt es Hunderte. Vermutlich sogar Tausende.
Worauf freuen Sie sich als nächstes?
Ich bin zurzeit gerade in New York und freue mich, heute Nachmittag das weltberühmte Museum of Modern Art zu besuchen.