Am 30. Januar 2025 erscheint mit «Die Schanze» Ihr erster Thriller. Verraten Sie uns, worum es geht?
Die junge Ärztin Ellen kehrt nach Jahren in ihre Heimat zurück, um in dem kleinen Alpenort eine Hausarztpraxis zu übernehmen. Kaum angekommen, hängt eine Leiche an der Skischanze. Ellen kennt den Toten von früher und böse Erinnerungen aus der Vergangenheit kommen wieder hoch. Gemeinsam mit dem Journalisten Merab beginnt sie, Nachforschungen anzustellen. Dann geschieht ein zweiter Mord. Es geht darum, wie uns unsere Vergangenheit einholt, es geht um alte Rechnungen und um den Kampf, trotz allem im Hier und Jetzt seinen Platz zu finden.
Was hat Sie inspiriert, dieses Buch zu schreiben?
Ich glaube, das Schreiben selbst. Ohne Schreiben geht es bei mir nicht und die Idee mit der an der Schanze hängenden Leiche, die ich einige Zeit in meinem Kopf hatte, musste einfach ausformuliert werden. Ausserdem spürte ich gleich einen sehr guten Draht zu meinen Figuren, was die ganze Sache ins Laufen gebracht hat. Die Inspiration war also da und der Spass am Schreiben auch.
Welche Szene oder welcher Charakter hat Ihnen beim Schreiben am meisten Spass gemacht und warum?
Das war die Figur des pensionierten Polizisten Hausser. Seine Rolle war mir zu Beginn des Schreibens am wenigsten klar. Hausser ist mir im Verlauf des Schreibens aber immer mehr ans Herz gewachsen, und so wurde er immer wichtiger für die Geschichte. Seine Figur ist sehr vielschichtig und nicht immer eindeutig gut oder böse. Ich hoffe, die Lesenden mögen ihn, auch wenn sie ihm vielleicht nicht vertrauen können.
Worauf dürfen sich die Thriller-Fans besonders freuen?
Auf ein dunkles Setting, einen klar umrissenen Schauplatz, eine tief verletzte, aber starke Heldin und einen unsichtbaren Gegner. Zwischen Bergen und Schnee lauert das Böse, aber vielleicht schimmert auch ein hoffnungsvoller Neuanfang hindurch.
Der Schauplatz ist ein Ort am Rande der Alpen. Was verbindet Sie mit den Bergen? Warum haben Sie dieses Setting gewählt?
Ein Teil meiner Familie lebt im Allgäu und meine Familie und ich sind regelmässig dort zu Besuch. Daher hatte ich das Setting gut vor Augen. Die Geschichte passt auch nicht in ein städtisches Umfeld. Die Enge und die Bedrohlichkeit der Bergszenerie sind wichtige Aspekte der Atmosphäre des Buches.
Vor «Die Schanze» haben Sie einen Roman geschrieben. Was war bei diesem Genrewechsel Ihre grösste Herausforderung?
Der Text meines Romans «Rauschen», der Anfang 2024 erschienen ist und sich mit sehr persönlichen Themen befasst, ist schon etwas älter. Ich habe anschliessend weitere, ähnliche Texte geschrieben, bin damit aber am Ende nicht wirklich weitergekommen. Um die Lust am Schreiben nicht zu verlieren, wollte ich den Fokus verlagern und kam auf die Spannung zurück, die ich auch immer schon gerne geschrieben hatte. Insofern war es weniger eine Herausforderung als eine ganz bewusste Entscheidung.
Wie sind Sie beim Schreiben des Thrillers vorgegangen?
Spontan und intuitiv. Die Idee war da, also habe ich recht schnell eine erste Fassung geschrieben. Diesen Text habe ich dann monatelang immer wieder überarbeitet, dabei auch grosse Teile wieder gelöscht, neu geschrieben. Das grosse Ganze ist bei mir schnell vorhanden, dann folgt ein langer, aber auch schöner Detailprozess.
Was war das Schrägste, das Sie für dieses Buch recherchiert haben?
Ich habe mich damit beschäftigt, was passiert, wenn ein Mensch gehängt wird. Da kommt es auf Körpergewicht und Seillänge an. Kein schönes Thema.
Hilft Ihnen Ihr Job als Journalist beim kreativen Schreiben oder ist er manchmal auch ein Hindernis?
Der ist kein Hindernis. Im Gegenteil. Ich würde sagen, das berufliche und das kreative Schreiben befruchten sich gegenseitig. Ich habe viel für das kreative Schreiben in meinem Beruf gelernt und andersherum kreative Ideen mit in den Alltag genommen.
Sowohl als Autor als auch als Journalist schreiben Sie viel. Was machen Sie, um sich zu entspannen und den Kopf zu lüften?
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, sitze gern im Café und höre viel Musik. Meine Schallplattensammlung wächst dabei leider schneller als mein Wohnzimmer.
Was für Bücher lesen Sie selbst gern in Ihrer Freizeit?
Sehr gern Biografien von Musikerinnen und Musikern. «Just Kids» von Patti Smith liest sich wie ein Roman. Aber natürlich lese ich auch Thriller – doch eigentlich gar nicht so viele.
Wo lesen Sie am liebsten?
Im Zug. Und im Sessel beim Musikhören. Nicht im Bett.
Welche fiktionale Figur hat Sie besonders inspiriert?
Da fällt mir die eine Figur nicht ein. Ich kann vielleicht sagen, welcher Schriftsteller mich inspiriert hat. Das ist Cormac McCarthy. «The Road» hat mein Schreiben nachhaltig geprägt.
Was steht als Nächstes an? Können wir uns auf weitere Thriller von Ihnen freuen?
Ja. Mein nächster Thriller ist so gut wie fertig und wird ebenfalls bei Ullstein erscheinen. Diesmal spielt er an der Küste, der Ort ist erneut klein und die Hauptrolle spielt eine Polizistin, die zwar aus guten Gründen nicht im Dienst ist, aber trotzdem nicht anders kann, als in einem Vermisstenfall zu ermitteln. Mehr darf ich noch nicht verraten.