Warum altern wir – was sind die biologischen Grundlagen?
Im Jahr 2013 identifizierte ein Wissenschafts-Team
zwölf zentrale Mechanismen des Alterns. Die sogenannten
Hallmarks of Aging (Merkmale des Alterns) bestimmen auf biologischer Ebene, wie schnell und wie stark Sie altern:
- Genomische Instabilität: Beispielsweise durch Umwelteinflüsse oder eine fehlerhafte Zellteilung nehmen Schäden an der DNA im Alter zu.
- Telomerverkürzung: Telomere, Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, verkürzen sich von Natur aus mit jeder Zellteilung. Ist ein bestimmtes Längenlimit erreicht, stoppt der Körper die Zellteilung.
- Epigenetische Veränderungen: Die epigenetische Steuerung bestimmt die Aktivität beziehungsweise Inaktivität bestimmter Gene. Beim Altern verändern sich diese Aktivitäten, Zellen können ihre Funktion verlieren.
- Verlust der Proteostase: Die Proteostase beeinflusst die Struktur und Funktion der Proteine entscheidend. Beim Älterwerden arbeitet das System weniger effizient, es kann zu Beschädigungen kommen, die Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson zur Folge haben können.
- Deregulierte Nährstoffsensitivität: Dieser Hallmark of Aging beschreibt die Regulation des Stoffwechsels. Mechanismen für die Nährstofferkennung werden unempfindlicher, verarbeiten etwa Zucker und Fette weniger effektiv. Mögliche Folgen sind Diabetes Typ II und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Mitochondriale Dysfunktion: Mitochondrien sind vergleichbar mit kleinen Kraftwerken in den Zellen. Sie stellen Energie bereit und regulieren Entzündungsherde. Nimmt ihre Effektivität ab, verlangsamt sich das Zellwachstum und oxidative Prozesse nehmen zu.
- Zelluläre Seneszenz: Wenn Zellen zum Stillstand kommen, sich also nicht mehr teilen, jedoch weiterleben, produzieren sie Entzündungsherde.
- Erschöpfung der Stammzellfunktion: Stammzellen agieren als Bautrupp im zellulären System. Nimmt ihre Zahl oder Funktion ab, verlangsamt sich auch die Fähigkeit des Körpers zur Regeneration.
- Veränderte interzelluläre Kommunikation: Das Merkmal beschreibt die Störung der Signalwege innerhalb von sowie zwischen Zellen. Kommunizieren Zellen jedoch nicht oder nicht mehr ausreichend miteinander, sind Zellmutationen und in der Folge Krankheiten wie Krebs und Alzheimer im Bereich des Möglichen.
- Chronische Entzündung («Inflammaging»): Entzündungen sind Teil des natürlichen Abwehrsystems des Körpers. Im Alter können «stille» Entzündungen über lange Zeit unbemerkt bestehen bleiben, Gefässe und das Herz-Kreislauf-System schädigen.
- Dysfunktion des Mikrobioms: Das Mikrobiom ist, einfach zusammengefasst, die Gesamtheit der Darmbakterien. Diese sind essenzieller Bestandteil des Immunsystems. Beim Altern verändert sich das Mikrobiom und es besteht Gefahr, dass es ins Ungleichgewicht gerät und «schlechte» Bakterien überhandnehmen.
- Deaktivierte Makroautophagie: Autophagie ist die Fähigkeit des Zellsystems zur Selbstreinigung, bei der alte Zellen Platz für neue machen. Sie nimmt mit zunehmendem Alter ab, was Entzündungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten mit sich bringen kann.
Welche Rolle spielen Genetik und Epigenetik im Alterungsprozess?
Genetik und Epigenetik sind für Longevity entscheidend, jeweils auf ihre eigene Art. Die Genetik beschreibt den Bauplan Ihres Körpers und ist festgelegt. Manche Gene machen resistenter gegen bestimmte Krankheiten, andere erhöhen das Risiko. Die Genetik bestimmt Fachleuten zufolge die Lebensdauer jedoch nur zu rund 30 Prozent. Bedeutender seien demnach Faktoren wie Umweltbedingungen, Lebensstil und die Epigenetik. Das Fachgebiet beschäftigt sich mit durch Umwelteinflüsse oder den Lebensstil ausgelösten Veränderungen an der DNA. Mit dem Alter verändert sich das epigenetische Muster jedes Menschen, Gene verlieren ihre Aktivität oder werden übermässig geschäftig. Die gute Nachricht: Faktoren wie die Ernährung, Bewegung, Schlaf und
Stressvermeidung können die Epigenetik verändern.
Welche Faktoren beeinflussen, wie lange wir leben?
Longevity ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Parametern. Neben der Genetik spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle.
Mit durchdachter Ernährung alt werden
Ein hoher Gemüseanteil in den Mahlzeiten, ungesättigte Fettsäuren und möglichst wenig Zucker sind Fachleuten zufolge die Bausteine einer
gesunden Ernährung. So schützen die sekundären Pflanzenstoffe in Gemüse die Zellen, verarbeitete Lebensmittel können hingegen Entzündungen und Übergewicht begünstigen.
Bewegung für fitte Lebensjahre
Regelmässige Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, hält die Zellen jung und den Körper aktiv. Wichtig zu wissen: Viel Zeit muss Sie das nicht kosten. Bereits rund 30 Minuten tägliche moderate Bewegung haben einen signifikanten Einfluss auf die Gesundheit. Bonus: Starke Muskeln halten Sie auch im Alter beweglich und verbessern die Stoffwechselgesundheit.
Schlafen Sie sich fit
Mit zunehmendem Alter verringert sich das Schlafbedürfnis. Das bedeutet jedoch nicht, dass ausreichende Erholung in der Nacht weniger wichtig wird – im Gegenteil. In der Nacht regenerieren sich die Zellen, das Gehirn speichert Erlebtes und Erfahrungen. Wer genügend Schlaf bekommt, stärkt das Immunsystem, verringert die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Stress.
Mentale Gesundheit – Entspannung und Entschleunigung
Chronischer Stress kann Alterungsprozesse beschleunigen, soziale Isolation und Einsamkeit sind häufig genannte Risikofaktoren für Depressionen. Familiäre und freundschaftliche Beziehungen, ein
achtsamer Lebensstil sowie Zeiten für Entspannung und Musse fördern hingegen die Gesundheit und die
Lebenszufriedenheit.
Für hormonelle Balance sorgen
Beim Altern kommt es zu einem Rückgang der Hormonproduktion – mit Auswirkungen auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Bei Frauen verringert sich die Östrogenproduktion, bei Männern sinkt der Testosteronspiegel. Zwar lassen sich diese Hormone durch Faktoren wie Bewegung, Schlaf und Ernährung nicht direkt beeinflussen. Sport, eine ausgewogene, protein- und vitaminreiche Ernährung, Entspannung und ausreichende Erholungszeiten haben jedoch das Potenzial, das hormonelle Gleichgewicht zu fördern.
Schadstoffe vermeiden
Rauchen, Alkoholkonsum und Umweltgifte schädigen die Zellen, begünstigen Entzündungen und können so die Gesundheit im Alter beeinträchtigen. Toxische Stoffe zu vermeiden, kann die Lebenserwartung erhöhen – und hat darüber hinaus positive Effekte, etwa auf das
Hautbild und die Fitness.