

Beschreibung
Aus der Glitzerwelt der Bankentürme in die Einsamkeit der Berggipfel März 2007. Die internationalen Finanzmärkte sind in glänzender Verfassung. Rudolf Wötzel, Deutschlandchef der Sektion Mergers & Acquisitions bei der globalen Investmentbank Lehman Brothers, n...Aus der Glitzerwelt der Bankentürme in die Einsamkeit der Berggipfel März 2007. Die internationalen Finanzmärkte sind in glänzender Verfassung. Rudolf Wötzel, Deutschlandchef der Sektion Mergers & Acquisitions bei der globalen Investmentbank Lehman Brothers, nimmt aus freien Stücken seinen Hut. Sein Grund: Sinnkrise, Burnout, Zweifel am System. Seine Absicht: die Hochgebirgs-Kämme der Alpen zu Fuß zu überqueren, von Salzburg bis Nizza. Ein Mensch, der das durchhält, ist ein Leistungsjunkie. Aber auch einer, der auf der Suche nach sich selbst ist. Ein Bergpilger. Ein Mensch, der in unendlich vielen Stunden der Einsamkeit seine persönlichen Prägungen und seine schillernde Vergangenheit verarbeitet. Der durch intensive Begegnung mit der wilden Natur und mit den Menschen der Berge endlich zu sich selbst findet. Die packende Geschichte einer radikalen Neuorientierung - vom Abenteuer, alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.
Autorentext
Rudolf Wötzel wurde 1963 in München geboren und startete nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einem Master of Business Administration am renommierten INSEAD eine erfolgreiche Karriere in der Finanzwelt: Er arbeitete als Senior-Unternehmensberater und Investmentbanker für das Topmanagement internationaler Konzerne. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Pfäffikon bei Zürich und in Klosters in den Schweizer Bergen, wo er einen Berggasthof betreibt.
Zusammenfassung
Aus der Glitzerwelt der Bankentürme in die Einsamkeit der Berggipfel
März 2007. Die internationalen Finanzmärkte sind in glänzender Verfassung. Rudolf Wötzel, Deutschlandchef der Sektion Mergers & Acquisitions bei der globalen Investmentbank Lehman Brothers, nimmt aus freien Stücken seinen Hut. Sein Grund: Sinnkrise, Burnout, Zweifel am System. Seine Absicht: die Hochgebirgs-Kämme der Alpen zu Fuß zu überqueren, von Salzburg bis Nizza.
Ein Mensch, der das durchhält, ist ein Leistungsjunkie. Aber auch einer, der auf der Suche nach sich selbst ist. Ein Bergpilger. Ein Mensch, der in unendlich vielen Stunden der Einsamkeit seine persönlichen Prägungen und seine schillernde Vergangenheit verarbeitet. Der durch intensive Begegnung mit der wilden Natur und mit den Menschen der Berge endlich zu sich selbst findet.
Die packende Geschichte einer radikalen Neuorientierung vom Abenteuer, alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.
Leseprobe
Von Salzburg zum Gro lockner
Mai bis 5. Juni 2007
Herr W. stand am Fenster seines Frankfurter B ros an der Fressgasse und blickte auf die Passanten unter ihm in der Fu erzone. Leichter Nieselregen fiel, die Menschen hatten es eilig. Herrn W., Managing Director und Chef des Bereichs Mergers & Acquisitions einer global agierenden Investmentbank, bereitete es M he, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Denn etwas St rendes hatte sich in seinem Kopf eingenistet. Erst war es nur ein fl chtiger Gedanke gewesen, der vor einigen Wochen aus dem Nichts auftauchte und zun st wieder verschwunden war. Doch der Gedanke kehrte zur ck, zaghaft zun st, dann wieder und wieder, in immer k rzeren Abst en. Er forderte, weitergedacht, pr siert zu werden. Er bernahm unaufhaltsam eine Hauptrolle im inneren Dialog W.'s. Inzwischen war der Gedanke zur Idee, war die Idee zur Vision geworden, ein permanenter, beraus hartn iger Begleiter. Ein Virus, das allm ich alle Fasern des Bewusstseins befallen hatte. W. nahm seinen Regenschirm, verlie das B ro und ging hin ber in die gro Buchhandlung. Er kaufte eine Landkarte, die erste von vielen. Region Salzburger Land. Die Inkubationszeit war vorbei. Das Virus war ausgebrochen.
Die Reifen knirschen im Kies, als das Taxi auf den Parkplatz vor den Toren Salzburgs rollt. Der Wagen h unter dem schattigen Bl erdach einer alten Kastanie. Ich zahle und steige aus. Die ersten Eindr cke meines neuen Lebens sind elementare sinnliche Erfahrungen, wie die sch chternen Atemz ge eines Neugeborenen: vorsichtig pr fende Schritte, das Abrollen der weichen Gummisohle meiner brandneuen Wanderschuhe, das geschw ige Mahlen der Steinchen unter meinen F n im Ohr. Ich schnuppere das frische Gr n des Laubwaldes. Es ist Fr hling, fast Sommer schon, im beschaulichen Salzburger Land. Eindr cke, die sich in meinem Ged tnis einpr n wie Fu bdr cke im frischen Ton. Ich atme die Erwartung des kommenden halben Jahres ein: Unbeschwertheit und Freiheit, F lle an Zeit. Die Ahnung von Gefahr und Abenteuer. Ich habe ein komisches Gef hl im Bauch. Drehe mich um und blicke noch einmal zur ck. Das Taxi ist weggefahren.
So f hlt sich das also an. Der Beginn meiner langen Wanderung zu mir selbst. Mit dem Taxi ist das letzte sichtbare Verbindungsglied zur alten Welt verschwunden. Es muss ein eingespielter Reflex gewesen sein, dass ich mich heute in ein Taxi setzte, um an diesen Punkt zu gelangen.
Oder habe ich es getan, um jetzt den ersten Schritt ins Unbekannte noch abrupter zu setzen, um ihn auf m glichst klare Weise unumkehrbar zu gestalten? Fr her w ich direkt aus dem Taxi wom glich in die Vorstandsetage eines DAX-Konzerns gehetzt - nerv s, unausgeschlafen und verschwitzt, mit Pr ntationen unter dem Arm. Um einen hochwichtigen Termin mit einem hochwichtigen Vorstand wahrzunehmen. Oder ich h e mich an einem F nf-Sterne-Hotel vorfahren lassen. H e der Rezeptionistin eingesch t, eingehende Faxe umgehend auf mein Zimmer bringen zu lassen. Vielleicht h e ich eine halbe Minute routiniert mit ihr geflirtet, w end der Boy mein Gep versorgte. Alles gewesen, alles vorbei. Das alte Leben endet lakonisch mit dem Zuschlagen einer Autot r.
Gl cklich hatte mich dieses Leben schon lange nicht mehr gemacht, doch es war vertraut, alles lief glatt. Und ich wusste ja nicht so recht, was ich sonst machen sollte. Nun stehe ich hier, am Saum eines Waldes, der bereit ist, mich in sich aufzunehmen mit seiner K hle. Alles, was ich in den n sten Monaten zu meiner Verf gung haben werde, trage ich in einem Rucksack auf dem R cken. Um mich herum ist nur noch Natur. Und Stille. Mein Herz klopft.
Belissen, wie zur Ablenkung, nestle ich an den Riemen, um mir das ungewohnte Gewicht auf den Schultern etwas angenehmer zu machen. Klar, ich habe mein neues Leben bis ins letzte Detail durchgeplant, aber eben nur vom Schreibtisch aus. Nun ist es Wirklichkeit geworden! Von einem Augenblick auf den n sten, wie mir scheint. Ich bin zutiefst berrascht. Und habe doch so ein vages Gef hl, nicht einfach nur abgereist zu sein. Ankommen, endlich.
Meine erste Lektion: Das Leben auf der Stra spielt sich nicht im Kopf ab, sondern vor deinen F n: Ein R pern l t mich aus meinen Gedanken auffahren.
"Jo Servus, Rudi! Aufi geht's aufm Berg!"
Ich wende mich um und schaue in die unternehmungslustig blitzenden Augen von Onkel Simon. Ein paar Schritte hinter dem Parkplatz wartete er bereits auf mich. Vorgestern habe ich ihn in seinem Bauernhaus nahe Salzburg besucht und ihm von meinem Projekt erz t.
"Jo mei, der Rudi, jetzt lauft der einfach nach Nizza! Bist scho a Sauhund!"
"Simon, warum kimmst ned einfach mit auf d'erschtn Etappen?"
Meine spontane Einladung erfolgte nicht ganz ohne Hintergedanken. Aber ist es nicht verst lich, sich eine vertraute Seele als F mann ins Unbekannte zu w nschen? Jemanden, der mein Ego notfalls wieder aufbauen k nnte, falls mich doch im letzten Moment der Mut verlassen sollte. Und ... jemanden, der gewiss nicht zu schnell den Berg hinaufl t. Onkel Simon ist einfach ideal als seelische Hebamme. Eben der sympathische Archetyp eines kernigen und naturverbundenen Urbayern.
"Guade Idee, i bin dabei!"
Das war gestern. Noch nie war ich so froh, ihn neben mir zu sehen, wie gerade in diesem Moment!
Unsere gemeinsame Tour - von mir nat rlich akribisch bis ins Letzte geplant - f hrt uns in die Voralpen. Auf waldbedeckte, in ihrer rundlichen Massigkeit mir auf willkommene Weise harmlos erscheinende Gebirgsz ge aus karstigem, grauem Kalkges…
