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Wenn du schreiben willst, kannst du es auch
Vor über zwanzig Jahren hat Milena Moser beschlossen, es einfach zu versuchen: Sie wollte andere mit ihrer Leidenschaft fürs Schreiben anstecken. Also bot sie Schreibkurse an. Und lernte dabei selbst sehr viel: Plötzlich war sie gezwungen, das eigene Schreiben zu analysieren, eigene Methoden zu erkennen, sich an Momente und Irrwege zu erinnern, aus denen sie gelernt hat. Erstaunt stellte sie fest, dass sie Methoden entwickelt hatte, die sich auf andere übertragen lassen. Und dass sie durchaus das Feuer fürs Schreiben entfachen kann. (Das Buch wird inklusive Schreibheft geliefert)
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Autorentext
Milena Moser, 1963 in Zürich geboren, ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen der Schweiz. 2015 emigrierte sie nach Santa Fe, New Mexico und lebt seit 2019 in San Francisco. Bei Kein & Aber erschienen Das schöne Leben der Toten (2019), Land der Söhne (2020), Mehr als ein Leben (2022), Der Traum vom Fliegen (2023) und zuletzt Schreiben. Eine Ermutigung (2025).
Leseprobe
Wie du dieses Buch für dich nutzen kannst - eine Art Vorwort
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Meinen ersten Schreibkurs hielt ich an meinem Küchentisch in San Francisco, im Sommer 2001. Der Grund dafür war ein prosaischer: Ich brauchte Geld.
»Warum bietest du nicht einfach ein bisschen Creative Writing an?«, fragte mein älterer Sohn, 13 Jahre alt. Creative Writing war ein Schulfach. Selbst die ganz Kleinen, die noch gar nicht schreiben konnten, diktierten den Lehrkräften kurze Sätze über ihre Gefühle, über den heutigen Tag, oder etwas, worauf sie sich gerade freuen.
Im deutschen Sprachraum waren Schreibkurse damals noch nicht so verbreitet wie heute. Wenn es sie überhaupt gab. Wir glaubten an den von höheren Kräften auserwählten und mit außergewöhnlichem Talent beseelten Schriftsteller, und ich nutze hier mit Absicht die männliche Form. Frauen waren - sind? - von dieser göttlichen Erhebung weitgehend ausgeschlossen.
Ich bin in einem solchen Elfenbeinturm aufgewachsen: Mein Vater war Schriftsteller, meine Mutter Übersetzerin, später Sachbuchautorin. Während meiner Kindheit hab ich viele Schriftsteller kennengelernt, und auch ihre meist sehr schönen Frauen. Aber keine einzige Schriftstellerin. Die Freunde meines Vaters glaubten nicht nur an das grundsätzliche Auserwähltsein des Schriftstellers, sondern auch an seine aufklärerische Mission. Geschichten zu erzählen, wie ich es als Kind schon wollte, war nicht vorgesehen. Die Vorstellung, dass man das Schreiben lernen, dass man es sich aneignen könne, hätten sie vehement zurückgewiesen.
Kann man schreiben lernen? Kann man es vermitteln? Ich würde es herausfinden. Der endlose Sommer stand vor der Tür, ich ließ fünfzig Postkarten drucken mit einem Foto, wie ich an einem Schreibtisch im Freien sitze und versuche zu schreiben, während hinter mir ein kleines Kind in einer Hängematte liegt und Faxen macht. Der Tisch ist mit Manuskriptseiten und Teetassen übersät, mein Lächeln schief. Mein älterer Sohn half mir, einen Flyer zu gestalten, und korrigierte meinen Text: Statt Swiss Writer solle ich Bestselling Swiss Writer schreiben.
»Wir sind hier schließlich in Amerika, Mama.«
Ich legte den Flyer in der Bibliothek, im Lebensmittelladen und im Café an der Ecke aus. Und irgendwie - wie, ist mir bis heute nicht klar - bildete sich eine wild zusammengewürfelte Gruppe von acht Schreibwilligen, die einen Sommer lang jede Woche zu mir kamen, sich vertrauensvoll an meinen Tisch setzten und mir sogar auf den Spielplatz folgten - ich begann nämlich jede Lektion mit ausgiebigem Schaukeln. Fast konnte ich sehen wie die festgesetzten Vorstellungen, was gute Literatur sei und wie man schreiben müsse, aus ihren Köpfen fielen, wenn sie sich zurücklehnten, die Beine in die Höhe streckten, lachten.
Eine junge Frau reiste dafür jedes Mal aus Los Angeles an, wo sie studierte, immerhin 600 Kilometer weit entfernt. Wohlgemerkt, es gab damals kein Buch von mir in englischer Sprache, und auch meine Webseite war nur deutsch. Warum vertrauten mir diese Menschen?
Was sahen sie in mir?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ebenso viel von ihnen lernte wie sie von mir. Sie zwangen mich, mein Schreiben zu untersuchen, zu analysieren, mich mit ihm auseinanderzusetzen. Bis dahin hatte ich bewusst nicht über meinen Prozess nachgedacht. Das Schreiben hatte für mich seit meiner Kindheit etwas Magisches. Etwas, das nur bedingt mit mir zu tun hatte. Ich empfand es immer als Geschenk und fürchtete wohl, es zu verlieren, wenn ich es hinterfragte und sezierte. In diesen sechs Wochen merkte ich zum ersten Mal, dass ich einer Methode folge, die sich erkennen, zusammenfassen und vermitteln lässt. Eine Methode, die sich auf and